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Jenseits des Rosts: Einsatz von Quantencomputern zur Korrosionsinhibierung

7
April
,
2024
Tamuz Danzig

Der stille Kampf: Korrosion und die Suche nach molekularem Schutz

Stellen Sie sich eine makellose Metalloberfläche vor, deren kristalline Gitter in perfekter Ordnung angeordnet sind, ein Zeugnis für die Stärke und Haltbarkeit des Materials. Doch unter diesem Furnier der Unbesiegbarkeit lauert eine heimtückische Kraft, die nur darauf wartet, zuzuschlagen. Diese Kraft ist die Korrosion, ein unerbittlicher und wahlloser Feind, der versucht, die Verbindungen, die das Metall zusammenhalten, zu zerstören. Seit Jahrhunderten führt die Menschheit einen unermüdlichen Kampf gegen diesen stillen Zerstörer und wendet eine Vielzahl von Strategien an, um ihn aufzuhalten. Zu den wirksamsten Waffen in diesem Arsenal gehören Korrosionsinhibitoren - molekulare Wächter, die einen Schutzschild auf der Metalloberfläche bilden und den Ansturm der korrosiven Stoffe abwehren. Bislang war die Entwicklung dieser Inhibitoren ein mühsamer Prozess des experimentellen Ausprobierens, bei dem die Forscher unzählige Verbindungen synthetisierten und testeten, in der Hoffnung, die perfekte molekulare Architektur zu finden. Doch nun bricht eine neue Ära an, in der die Macht des Quantencomputers die Art und Weise, wie wir diese molekularen Verteidiger entwerfen und optimieren, zu revolutionieren verspricht.

Dichtefunktionaltheorie: Die Quantenmechanik der Korrosionshemmung

Das Herzstück des quantenbasierten Ansatzes zur Entwicklung von Korrosionsschutzmitteln ist die Dichtefunktionaltheorie (DFT), ein leistungsfähiges quantenmechanisches Modellierungsverfahren, das es Forschern ermöglicht, die komplizierte elektronische Struktur von Molekülen und Materialien zu untersuchen. Bei der DFT wird die Schrödingergleichung gelöst, die grundlegende Gleichung, die das Verhalten von Quantensystemen bestimmt, um die Energie und die Verteilung der Elektronen innerhalb einer bestimmten Molekülstruktur zu ermitteln. Durch die Berechnung wichtiger quantenchemischer Parameter, wie z. B. der Energie des höchsten besetzten Molekülorbitals (HOMO) und des niedrigsten unbesetzten Molekülorbitals (LUMO), liefert DFT wertvolle Erkenntnisse über die Fähigkeiten potenzieller Hemmstoffmoleküle zur Abgabe und Aufnahme von Elektronen. Die HOMO-Energie ist ein Maß für das Ionisierungspotenzial eines Moleküls und spiegelt seine Fähigkeit wider, Elektronen an die unbesetzten d-Orbitale einer Metalloberfläche abzugeben, während die LUMO-Energie seine Neigung anzeigt, Elektronen vom Metall aufzunehmen. Die Energielücke zwischen dem HOMO und dem LUMO, die so genannte Bandlücke, ist ein entscheidender Parameter, der die Reaktivität und Stabilität des Inhibitormoleküls beeinflusst. Eine kleinere Bandlücke deutet auf ein reaktiveres Molekül hin, das leicht mit der Metalloberfläche interagieren kann, während eine größere Lücke eine größere Stabilität und Widerstandsfähigkeit gegenüber dem Abbau bedeutet. Andere wichtige quantenchemische Deskriptoren wie Elektronendichteverteilungen, Dipolmomente und Adsorptionsenergien können ebenfalls aus DFT-Berechnungen abgeleitet werden und liefern ein umfassendes Bild der Wechselwirkung des Inhibitors mit der Metalloberfläche und seiner Fähigkeit, eine Schutzbarriere gegen korrosive Spezies zu bilden.

Quantenalgorithmen in Aktion: Berechnung von HOMO-LUMO-Energien für das Design von Inhibitoren

Um die Leistungsfähigkeit der Quanteninformatik bei der Entwicklung von Korrosionsinhibitoren zu veranschaulichen, betrachten wir ein konkretes Beispiel für die Berechnung der HOMO- und LUMO-Energien eines potenziellen Inhibitormoleküls mit dem Algorithmus des Variational Quantum Eigensolver (VQE). Der VQE-Algorithmus ist ein hybrider quantenklassischer Algorithmus, der die Stärken sowohl der Quanten- als auch der klassischen Datenverarbeitung nutzt, um das Problem der elektronischen Struktur zu lösen. Der Algorithmus beginnt mit der Vorbereitung einer Versuchswellenfunktion, die als parametrisierte Quantenschaltung dargestellt wird und die elektronische Struktur des Moleküls kodiert. Die Parameter dieser Schaltung werden dann iterativ mit Hilfe eines klassischen Optimierers optimiert, um den Erwartungswert des molekularen Hamiltonian zu minimieren.

Zur Veranschaulichung dieses Prozesses betrachten wir ein einfaches Molekül, wie z. B. Benzimidazol, ein gängiger Korrosionshemmer. Der erste Schritt besteht darin, den molekularen Hamiltonian auf eine Qubit-Darstellung abzubilden, wobei ein geeignetes Kodierungsschema wie die Jordan-Wigner- oder Bravyi-Kitaev-Transformation verwendet wird. Für Benzimidazol, das 28 Elektronen und 38 Atomorbitale hat, wären mindestens 38 Qubits erforderlich, um das System darzustellen. Anschließend wird die Versuchswellenfunktion als parametrisierte Quantenschaltung konstruiert, die in der Regel aus einer Reihe von Ein-Qubit-Drehungen und Zwei-Qubit-Verschränkungsgattern besteht. Die Tiefe und Struktur dieser Schaltung kann variiert werden, um ein Gleichgewicht zwischen Genauigkeit und Rechenkomplexität herzustellen.

Der Erwartungswert des molekularen Hamiltonians H in Bezug auf die Versuchswellenfunktion |ψ(θ)⟩ ist dann gegeben durch:

E(θ) = ⟨ψ(θ)|H|ψ(θ)⟩

Dieser Erwartungswert wird geschätzt, indem der Versuchszustand auf dem Quantencomputer wiederholt vorbereitet, die Erwartungswerte der einzelnen Pauli-Terme im Hamiltonian gemessen und diese Beiträge summiert werden. Die Parameter θ werden dann mit einem klassischen Optimierer wie dem Nelder-Mead- oder BFGS-Algorithmus aktualisiert, um den Energieerwartungswert zu minimieren. Dieser Prozess wird bis zur Konvergenz wiederholt und ergibt die optimierte Grundzustandsenergie und Wellenfunktion.

Um die HOMO- und LUMO-Energien zu extrahieren, kann eine andere moderne Methode verwendet werden. Der Algorithmus zur Quantenphasenschätzung schätzt die Eigenwerte des molekularen Hamiltonian. Die konvergierte Wellenfunktion aus dem VQE-Algorithmus kann als Eingabe für die Quantenphasenschätzung verwendet werden. Mit Hilfe der Quantenphasenschätzung und der konvergierten Wellenfunktion des VQE-Algorithmus können die höchsten besetzten und die niedrigsten unbesetzten Eigenwerte ermittelt und die HOMO- und LUMO-Energien bestimmt werden. Wenn der Algorithmus zur Quantenphasenschätzung beispielsweise ergibt, dass der höchste besetzte Eigenwert -0,3 Hartree und der niedrigste unbesetzte Eigenwert 0,1 Hartree beträgt, würden die HOMO- und LUMO-Energien -0,3 Hartree bzw. 0,1 Hartree betragen, was einer Bandlücke von 0,4 Hartree entspricht.

Durch Wiederholung dieses Prozesses für eine Reihe potenzieller Hemmstoffmoleküle können die Forscher schnell vielversprechende Kandidaten mit optimalen elektronischen Strukturen für die Korrosionshemmung untersuchen und identifizieren. Der Quantencomputer-Ansatz ermöglicht die Erkundung riesiger chemischer Räume und berücksichtigt Moleküle, die mit herkömmlichen experimentellen Methoden möglicherweise übersehen worden wären, und beschleunigt die Entdeckung neuartiger, leistungsstarker Korrosionsinhibitoren.

Classiq: Quanteninformatik für die Forschung zur Korrosionsinhibierung

Die Classiq-Plattform bietet einen leistungsstarken und intuitiven Rahmen für die Entwicklung und Implementierung von Quantenalgorithmen für die Korrosionsinhibitionsforschung. Durch die Bereitstellung einer hochentwickelten, hardware-agnostischen Programmiersprache und einer Reihe von automatisierten Quantenschaltungssynthese-Tools ermöglicht Classiq den Forschern, sich auf die domänenspezifischen Herausforderungen des Korrosionsinhibitor-Designs zu konzentrieren, anstatt sich mit den Feinheiten der Quantenprogrammierung auseinanderzusetzen. Mit Classiq können Forscher ihre Quantenalgorithmen mit vertrauten High-Level-Konstrukten wie Funktionen, Schleifen und Konditionalen ausdrücken, während die Plattform automatisch optimierte Quantenschaltungen erzeugt, die auf die Zielhardware zugeschnitten sind.

Zur Veranschaulichung des Einsatzes von Classiq in der Korrosionsinhibitionsforschung betrachten wir das Beispiel der Implementierung des Variational Quantum Eigensolver (VQE)-Algorithmus zur Berechnung der HOMO- und LUMO-Energien eines potenziellen Inhibitormoleküls. Mit Hilfe der Classiq-Plattform würde ein Forscher zunächst den molekularen Hamiltonian als High-Level-Funktion definieren und die Anzahl der Qubits angeben, die zur Darstellung des Systems und der einzelnen Terme des Hamiltonian erforderlich sind. Als nächstes würde der Forscher den Ansatz oder den parametrisierten Quantenschaltkreis definieren, der zur Darstellung der Versuchswellenfunktion verwendet wird. Dies könnte mit Hilfe der ausdrucksstarken Classiq-Primitive für die Schaltungserstellung geschehen, z. B. mit den Funktionen "RotationLayer" und "EntanglementLayer", die automatisch die entsprechenden Ein-Qubit-Rotations- und Zwei-Qubit-Verschränkungsgatter konstruieren.

Mit dem definierten Hamiltonian und Ansatz würde der Forscher dann den zu verwendenden klassischen Optimierer, wie den Nelder-Mead- oder BFGS-Algorithmus, und die Konvergenzkriterien für den VQE-Algorithmus festlegen. Die in Classiq integrierten Optimierungsmodule erleichtern die Integration dieser klassischen Routinen in die Quantenschaltung und ermöglichen so eine nahtlose hybride quantenklassische Berechnung.

Schließlich gibt der Forscher die Ziel-Quantenhardware an, z. B. einen supraleitenden oder Trapped-Ion-Quantenprozessor, und ruft die automatische Schaltungssynthese-Engine von Classiq auf. Die Plattform generiert dann einen optimierten Quantenschaltkreis, der die spezifischen Einschränkungen und Eigenschaften der gewählten Hardware berücksichtigt, wie z. B. die Qubit-Konnektivität, den Gattersatz und die Fehlerraten. Diese hardwarenahe Optimierung gewährleistet, dass die resultierende Schaltung auf dem Zielgerät mit maximaler Effizienz und Zuverlässigkeit ausgeführt werden kann.

Sobald die optimierte Schaltung generiert ist, kann der Forscher die in Classiq integrierten Simulations- und Visualisierungstools verwenden, um die Leistung der Schaltung zu analysieren, ihren Ressourcenbedarf zu bewerten und die erwartete Genauigkeit der HOMO- und LUMO-Energieberechnungen abzuschätzen. Diese schnelle Prototyping- und Analysefunktion ermöglicht es den Forschern, ihre Algorithmen iterativ zu verfeinern und potenzielle Verbesserungen zu identifizieren, bevor sie sie auf tatsächlicher Quantenhardware ausführen.

Durch den Einsatz der Classiq-Plattform können Forscher im Bereich der Korrosionshemmung die Entwicklung und den Einsatz von Quantenalgorithmen für die Vorhersage molekularer Eigenschaften drastisch beschleunigen und riesige Bibliotheken potenzieller Hemmstoffverbindungen mit bisher unerreichter Geschwindigkeit und Genauigkeit durchsuchen. Die High-Level-Programmierabstraktionen, die automatische Schaltkreisoptimierung und die hardwarenahen Synthesefähigkeiten der Plattform machen sie zu einem unschätzbaren Werkzeug, um die Grenzen des Designs und der Entdeckung von Korrosionsinhibitoren voranzutreiben.

Auf dem Weg in eine nachhaltige Zukunft: Quantengestützter Korrosionsschutz

Mit Blick auf die Zukunft birgt die Integration von Quantencomputern in die Korrosionsschutzforschung das große Versprechen, die Entwicklung fortschrittlicher, umweltfreundlicher Korrosionsschutzlösungen zu revolutionieren. Durch die schnelle rechnerische Entdeckung und Optimierung neuartiger organischer Inhibitormoleküle hat das Quantencomputing das Potenzial, den Übergang von herkömmlichen, giftigen und gefährlichen Korrosionsinhibitoren wie Chromaten und Schwermetallverbindungen zu umweltfreundlicheren, nachhaltigeren Alternativen zu beschleunigen. Die Entwicklung von Korrosionsinhibitoren mit Hilfe von Quantencomputern wird nicht nur die Effizienz und Wirksamkeit des Korrosionsschutzes verbessern, sondern auch die mit der Herstellung, Anwendung und Entsorgung dieser wichtigen Stoffe verbundenen Umweltauswirkungen minimieren.

Darüber hinaus eröffnet die Fähigkeit, die elektronische Struktur und die Adsorptionseigenschaften von Korrosionsschutzmolekülen genau auf bestimmte Metalllegierungen und korrosive Umgebungen zuzuschneiden, neue Möglichkeiten für die Entwicklung sehr gezielter, anwendungsspezifischer Schutzsysteme. Durch die Nutzung der Vorhersagekraft der Quantenchemie können Forscher weite chemische Räume erforschen und Inhibitorstrukturen identifizieren, die sich optimal für den Schutz fortschrittlicher Legierungen eignen, wie z. B. hochentrope Legierungen und nanostrukturierte Materialien, die zunehmend in hochmodernen Anwendungen eingesetzt werden, von der Luft- und Raumfahrt über den Automobilbau bis hin zu erneuerbaren Energien und biomedizinischen Geräten.

Mit der Weiterentwicklung und Skalierung der Quanten-Hardware, der zunehmenden Anzahl von Qubits, verbesserten Kohärenzzeiten und zuverlässigeren Gate-Operationen werden die Genauigkeit und der Umfang der quantengestützten Simulationen von Korrosionsschutzmitteln weiter zunehmen. Die Entwicklung effizienterer Quantenalgorithmen, z. B. auf der Grundlage von maschinellem Quantenlernen und quanteninspirierter Optimierung, wird die Geschwindigkeit und Effektivität des Entdeckungsprozesses von Hemmstoffen weiter erhöhen. Letztendlich wird die synergetische Kombination von Quantencomputern, fortschrittlicher Materialwissenschaft und experimenteller Validierung die Entwicklung einer neuen Generation von Korrosionsinhibitoren ermöglichen, die nicht nur hochwirksam und langlebig, sondern auch sicher, nachhaltig und umweltverträglich sind.

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass der Einsatz von Quantencomputern in der Korrosionsschutzforschung einen wichtigen Meilenstein im Kampf gegen die verheerenden Auswirkungen der Korrosion auf unsere kritische Infrastruktur, Industrieanlagen und Alltagsgegenstände darstellt. Indem wir uns die Macht der Quantenmechanik zunutze machen, um molekulare Korrosionsschutzmittel zu entwickeln und zu optimieren, machen wir einen bedeutenden Schritt in Richtung einer Zukunft, in der die Haltbarkeit und Langlebigkeit unserer metallbasierten Systeme nicht mehr durch die unerbittlichen Kräfte der Korrosion beeinträchtigt werden. Wenn wir die Grenzen des Quantencomputings und seiner Anwendung auf die Materialwissenschaft weiter ausdehnen, können wir uns auf eine Welt freuen, in der die stille Bedrohung durch Korrosion endlich gebändigt ist und die Integrität unserer metallbasierten Welt für kommende Generationen erhalten bleibt.

Der stille Kampf: Korrosion und die Suche nach molekularem Schutz

Stellen Sie sich eine makellose Metalloberfläche vor, deren kristalline Gitter in perfekter Ordnung angeordnet sind, ein Zeugnis für die Stärke und Haltbarkeit des Materials. Doch unter diesem Furnier der Unbesiegbarkeit lauert eine heimtückische Kraft, die nur darauf wartet, zuzuschlagen. Diese Kraft ist die Korrosion, ein unerbittlicher und wahlloser Feind, der versucht, die Verbindungen, die das Metall zusammenhalten, zu zerstören. Seit Jahrhunderten führt die Menschheit einen unermüdlichen Kampf gegen diesen stillen Zerstörer und wendet eine Vielzahl von Strategien an, um ihn aufzuhalten. Zu den wirksamsten Waffen in diesem Arsenal gehören Korrosionsinhibitoren - molekulare Wächter, die einen Schutzschild auf der Metalloberfläche bilden und den Ansturm der korrosiven Stoffe abwehren. Bislang war die Entwicklung dieser Inhibitoren ein mühsamer Prozess des experimentellen Ausprobierens, bei dem die Forscher unzählige Verbindungen synthetisierten und testeten, in der Hoffnung, die perfekte molekulare Architektur zu finden. Doch nun bricht eine neue Ära an, in der die Macht des Quantencomputers die Art und Weise, wie wir diese molekularen Verteidiger entwerfen und optimieren, zu revolutionieren verspricht.

Dichtefunktionaltheorie: Die Quantenmechanik der Korrosionshemmung

Das Herzstück des quantenbasierten Ansatzes zur Entwicklung von Korrosionsschutzmitteln ist die Dichtefunktionaltheorie (DFT), ein leistungsfähiges quantenmechanisches Modellierungsverfahren, das es Forschern ermöglicht, die komplizierte elektronische Struktur von Molekülen und Materialien zu untersuchen. Bei der DFT wird die Schrödingergleichung gelöst, die grundlegende Gleichung, die das Verhalten von Quantensystemen bestimmt, um die Energie und die Verteilung der Elektronen innerhalb einer bestimmten Molekülstruktur zu ermitteln. Durch die Berechnung wichtiger quantenchemischer Parameter, wie z. B. der Energie des höchsten besetzten Molekülorbitals (HOMO) und des niedrigsten unbesetzten Molekülorbitals (LUMO), liefert DFT wertvolle Erkenntnisse über die Fähigkeiten potenzieller Hemmstoffmoleküle zur Abgabe und Aufnahme von Elektronen. Die HOMO-Energie ist ein Maß für das Ionisierungspotenzial eines Moleküls und spiegelt seine Fähigkeit wider, Elektronen an die unbesetzten d-Orbitale einer Metalloberfläche abzugeben, während die LUMO-Energie seine Neigung anzeigt, Elektronen vom Metall aufzunehmen. Die Energielücke zwischen dem HOMO und dem LUMO, die so genannte Bandlücke, ist ein entscheidender Parameter, der die Reaktivität und Stabilität des Inhibitormoleküls beeinflusst. Eine kleinere Bandlücke deutet auf ein reaktiveres Molekül hin, das leicht mit der Metalloberfläche interagieren kann, während eine größere Lücke eine größere Stabilität und Widerstandsfähigkeit gegenüber dem Abbau bedeutet. Andere wichtige quantenchemische Deskriptoren wie Elektronendichteverteilungen, Dipolmomente und Adsorptionsenergien können ebenfalls aus DFT-Berechnungen abgeleitet werden und liefern ein umfassendes Bild der Wechselwirkung des Inhibitors mit der Metalloberfläche und seiner Fähigkeit, eine Schutzbarriere gegen korrosive Spezies zu bilden.

Quantenalgorithmen in Aktion: Berechnung von HOMO-LUMO-Energien für das Design von Inhibitoren

Um die Leistungsfähigkeit der Quanteninformatik bei der Entwicklung von Korrosionsinhibitoren zu veranschaulichen, betrachten wir ein konkretes Beispiel für die Berechnung der HOMO- und LUMO-Energien eines potenziellen Inhibitormoleküls mit dem Algorithmus des Variational Quantum Eigensolver (VQE). Der VQE-Algorithmus ist ein hybrider quantenklassischer Algorithmus, der die Stärken sowohl der Quanten- als auch der klassischen Datenverarbeitung nutzt, um das Problem der elektronischen Struktur zu lösen. Der Algorithmus beginnt mit der Vorbereitung einer Versuchswellenfunktion, die als parametrisierte Quantenschaltung dargestellt wird und die elektronische Struktur des Moleküls kodiert. Die Parameter dieser Schaltung werden dann iterativ mit Hilfe eines klassischen Optimierers optimiert, um den Erwartungswert des molekularen Hamiltonian zu minimieren.

Zur Veranschaulichung dieses Prozesses betrachten wir ein einfaches Molekül, wie z. B. Benzimidazol, ein gängiger Korrosionshemmer. Der erste Schritt besteht darin, den molekularen Hamiltonian auf eine Qubit-Darstellung abzubilden, wobei ein geeignetes Kodierungsschema wie die Jordan-Wigner- oder Bravyi-Kitaev-Transformation verwendet wird. Für Benzimidazol, das 28 Elektronen und 38 Atomorbitale hat, wären mindestens 38 Qubits erforderlich, um das System darzustellen. Anschließend wird die Versuchswellenfunktion als parametrisierte Quantenschaltung konstruiert, die in der Regel aus einer Reihe von Ein-Qubit-Drehungen und Zwei-Qubit-Verschränkungsgattern besteht. Die Tiefe und Struktur dieser Schaltung kann variiert werden, um ein Gleichgewicht zwischen Genauigkeit und Rechenkomplexität herzustellen.

Der Erwartungswert des molekularen Hamiltonians H in Bezug auf die Versuchswellenfunktion |ψ(θ)⟩ ist dann gegeben durch:

E(θ) = ⟨ψ(θ)|H|ψ(θ)⟩

Dieser Erwartungswert wird geschätzt, indem der Versuchszustand auf dem Quantencomputer wiederholt vorbereitet, die Erwartungswerte der einzelnen Pauli-Terme im Hamiltonian gemessen und diese Beiträge summiert werden. Die Parameter θ werden dann mit einem klassischen Optimierer wie dem Nelder-Mead- oder BFGS-Algorithmus aktualisiert, um den Energieerwartungswert zu minimieren. Dieser Prozess wird bis zur Konvergenz wiederholt und ergibt die optimierte Grundzustandsenergie und Wellenfunktion.

Um die HOMO- und LUMO-Energien zu extrahieren, kann eine andere moderne Methode verwendet werden. Der Algorithmus zur Quantenphasenschätzung schätzt die Eigenwerte des molekularen Hamiltonian. Die konvergierte Wellenfunktion aus dem VQE-Algorithmus kann als Eingabe für die Quantenphasenschätzung verwendet werden. Mit Hilfe der Quantenphasenschätzung und der konvergierten Wellenfunktion des VQE-Algorithmus können die höchsten besetzten und die niedrigsten unbesetzten Eigenwerte ermittelt und die HOMO- und LUMO-Energien bestimmt werden. Wenn der Algorithmus zur Quantenphasenschätzung beispielsweise ergibt, dass der höchste besetzte Eigenwert -0,3 Hartree und der niedrigste unbesetzte Eigenwert 0,1 Hartree beträgt, würden die HOMO- und LUMO-Energien -0,3 Hartree bzw. 0,1 Hartree betragen, was einer Bandlücke von 0,4 Hartree entspricht.

Durch Wiederholung dieses Prozesses für eine Reihe potenzieller Hemmstoffmoleküle können die Forscher schnell vielversprechende Kandidaten mit optimalen elektronischen Strukturen für die Korrosionshemmung untersuchen und identifizieren. Der Quantencomputer-Ansatz ermöglicht die Erkundung riesiger chemischer Räume und berücksichtigt Moleküle, die mit herkömmlichen experimentellen Methoden möglicherweise übersehen worden wären, und beschleunigt die Entdeckung neuartiger, leistungsstarker Korrosionsinhibitoren.

Classiq: Quanteninformatik für die Forschung zur Korrosionsinhibierung

Die Classiq-Plattform bietet einen leistungsstarken und intuitiven Rahmen für die Entwicklung und Implementierung von Quantenalgorithmen für die Korrosionsinhibitionsforschung. Durch die Bereitstellung einer hochentwickelten, hardware-agnostischen Programmiersprache und einer Reihe von automatisierten Quantenschaltungssynthese-Tools ermöglicht Classiq den Forschern, sich auf die domänenspezifischen Herausforderungen des Korrosionsinhibitor-Designs zu konzentrieren, anstatt sich mit den Feinheiten der Quantenprogrammierung auseinanderzusetzen. Mit Classiq können Forscher ihre Quantenalgorithmen mit vertrauten High-Level-Konstrukten wie Funktionen, Schleifen und Konditionalen ausdrücken, während die Plattform automatisch optimierte Quantenschaltungen erzeugt, die auf die Zielhardware zugeschnitten sind.

Zur Veranschaulichung des Einsatzes von Classiq in der Korrosionsinhibitionsforschung betrachten wir das Beispiel der Implementierung des Variational Quantum Eigensolver (VQE)-Algorithmus zur Berechnung der HOMO- und LUMO-Energien eines potenziellen Inhibitormoleküls. Mit Hilfe der Classiq-Plattform würde ein Forscher zunächst den molekularen Hamiltonian als High-Level-Funktion definieren und die Anzahl der Qubits angeben, die zur Darstellung des Systems und der einzelnen Terme des Hamiltonian erforderlich sind. Als nächstes würde der Forscher den Ansatz oder den parametrisierten Quantenschaltkreis definieren, der zur Darstellung der Versuchswellenfunktion verwendet wird. Dies könnte mit Hilfe der ausdrucksstarken Classiq-Primitive für die Schaltungserstellung geschehen, z. B. mit den Funktionen "RotationLayer" und "EntanglementLayer", die automatisch die entsprechenden Ein-Qubit-Rotations- und Zwei-Qubit-Verschränkungsgatter konstruieren.

Mit dem definierten Hamiltonian und Ansatz würde der Forscher dann den zu verwendenden klassischen Optimierer, wie den Nelder-Mead- oder BFGS-Algorithmus, und die Konvergenzkriterien für den VQE-Algorithmus festlegen. Die in Classiq integrierten Optimierungsmodule erleichtern die Integration dieser klassischen Routinen in die Quantenschaltung und ermöglichen so eine nahtlose hybride quantenklassische Berechnung.

Schließlich gibt der Forscher die Ziel-Quantenhardware an, z. B. einen supraleitenden oder Trapped-Ion-Quantenprozessor, und ruft die automatische Schaltungssynthese-Engine von Classiq auf. Die Plattform generiert dann einen optimierten Quantenschaltkreis, der die spezifischen Einschränkungen und Eigenschaften der gewählten Hardware berücksichtigt, wie z. B. die Qubit-Konnektivität, den Gattersatz und die Fehlerraten. Diese hardwarenahe Optimierung gewährleistet, dass die resultierende Schaltung auf dem Zielgerät mit maximaler Effizienz und Zuverlässigkeit ausgeführt werden kann.

Sobald die optimierte Schaltung generiert ist, kann der Forscher die in Classiq integrierten Simulations- und Visualisierungstools verwenden, um die Leistung der Schaltung zu analysieren, ihren Ressourcenbedarf zu bewerten und die erwartete Genauigkeit der HOMO- und LUMO-Energieberechnungen abzuschätzen. Diese schnelle Prototyping- und Analysefunktion ermöglicht es den Forschern, ihre Algorithmen iterativ zu verfeinern und potenzielle Verbesserungen zu identifizieren, bevor sie sie auf tatsächlicher Quantenhardware ausführen.

Durch den Einsatz der Classiq-Plattform können Forscher im Bereich der Korrosionshemmung die Entwicklung und den Einsatz von Quantenalgorithmen für die Vorhersage molekularer Eigenschaften drastisch beschleunigen und riesige Bibliotheken potenzieller Hemmstoffverbindungen mit bisher unerreichter Geschwindigkeit und Genauigkeit durchsuchen. Die High-Level-Programmierabstraktionen, die automatische Schaltkreisoptimierung und die hardwarenahen Synthesefähigkeiten der Plattform machen sie zu einem unschätzbaren Werkzeug, um die Grenzen des Designs und der Entdeckung von Korrosionsinhibitoren voranzutreiben.

Auf dem Weg in eine nachhaltige Zukunft: Quantengestützter Korrosionsschutz

Mit Blick auf die Zukunft birgt die Integration von Quantencomputern in die Korrosionsschutzforschung das große Versprechen, die Entwicklung fortschrittlicher, umweltfreundlicher Korrosionsschutzlösungen zu revolutionieren. Durch die schnelle rechnerische Entdeckung und Optimierung neuartiger organischer Inhibitormoleküle hat das Quantencomputing das Potenzial, den Übergang von herkömmlichen, giftigen und gefährlichen Korrosionsinhibitoren wie Chromaten und Schwermetallverbindungen zu umweltfreundlicheren, nachhaltigeren Alternativen zu beschleunigen. Die Entwicklung von Korrosionsinhibitoren mit Hilfe von Quantencomputern wird nicht nur die Effizienz und Wirksamkeit des Korrosionsschutzes verbessern, sondern auch die mit der Herstellung, Anwendung und Entsorgung dieser wichtigen Stoffe verbundenen Umweltauswirkungen minimieren.

Darüber hinaus eröffnet die Fähigkeit, die elektronische Struktur und die Adsorptionseigenschaften von Korrosionsschutzmolekülen genau auf bestimmte Metalllegierungen und korrosive Umgebungen zuzuschneiden, neue Möglichkeiten für die Entwicklung sehr gezielter, anwendungsspezifischer Schutzsysteme. Durch die Nutzung der Vorhersagekraft der Quantenchemie können Forscher weite chemische Räume erforschen und Inhibitorstrukturen identifizieren, die sich optimal für den Schutz fortschrittlicher Legierungen eignen, wie z. B. hochentrope Legierungen und nanostrukturierte Materialien, die zunehmend in hochmodernen Anwendungen eingesetzt werden, von der Luft- und Raumfahrt über den Automobilbau bis hin zu erneuerbaren Energien und biomedizinischen Geräten.

Mit der Weiterentwicklung und Skalierung der Quanten-Hardware, der zunehmenden Anzahl von Qubits, verbesserten Kohärenzzeiten und zuverlässigeren Gate-Operationen werden die Genauigkeit und der Umfang der quantengestützten Simulationen von Korrosionsschutzmitteln weiter zunehmen. Die Entwicklung effizienterer Quantenalgorithmen, z. B. auf der Grundlage von maschinellem Quantenlernen und quanteninspirierter Optimierung, wird die Geschwindigkeit und Effektivität des Entdeckungsprozesses von Hemmstoffen weiter erhöhen. Letztendlich wird die synergetische Kombination von Quantencomputern, fortschrittlicher Materialwissenschaft und experimenteller Validierung die Entwicklung einer neuen Generation von Korrosionsinhibitoren ermöglichen, die nicht nur hochwirksam und langlebig, sondern auch sicher, nachhaltig und umweltverträglich sind.

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass der Einsatz von Quantencomputern in der Korrosionsschutzforschung einen wichtigen Meilenstein im Kampf gegen die verheerenden Auswirkungen der Korrosion auf unsere kritische Infrastruktur, Industrieanlagen und Alltagsgegenstände darstellt. Indem wir uns die Macht der Quantenmechanik zunutze machen, um molekulare Korrosionsschutzmittel zu entwickeln und zu optimieren, machen wir einen bedeutenden Schritt in Richtung einer Zukunft, in der die Haltbarkeit und Langlebigkeit unserer metallbasierten Systeme nicht mehr durch die unerbittlichen Kräfte der Korrosion beeinträchtigt werden. Wenn wir die Grenzen des Quantencomputings und seiner Anwendung auf die Materialwissenschaft weiter ausdehnen, können wir uns auf eine Welt freuen, in der die stille Bedrohung durch Korrosion endlich gebändigt ist und die Integrität unserer metallbasierten Welt für kommende Generationen erhalten bleibt.

Über "Der Podcast des Qubit-Typen"

Der Podcast wird von The Qubit Guy (Yuval Boger, unser Chief Marketing Officer) moderiert. In ihm diskutieren Vordenker der Quanteninformatik über geschäftliche und technische Fragen, die das Ökosystem der Quanteninformatik betreffen. Unsere Gäste geben interessante Einblicke in Quantencomputer-Software und -Algorithmen, Quantencomputer-Hardware, Schlüsselanwendungen für Quantencomputer, Marktstudien der Quantenindustrie und vieles mehr.

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